quarta-feira, 12 de novembro de 2008




Faust I - Faust und Gretchen

Die Gretchenfrage


GRETCHEN: ... Glaubst du an Gott?

FAUST: Mein Liebchen, wer darf sagen:
Ich glaub an Gott!
Magst Priester oder Weise fragen,
Und ihre Antwort scheint nur Spott
Über den Frager zu sein.

GRETCHEN: So glaubst du nicht?

FAUST: Mißhör mich nicht, du holdes Angesicht!
Wer darf ihn nennen
Und wer bekennen:
Ich glaub' ihn.
Wer empfinden
Und sich überwinden
Zu sagen: ich glaub ihn nicht!
Der Allumfasser,
Der Allerhalter,
Faßt und erhält er nicht
Dich, mich, sich selbst?
Wölbt sich der Himmel nicht dadroben?
Liegt die Erde nicht hierunten fest?
Und steigen freundlich blickend
Ewige Sterne nicht herauf?
Schau ich nicht Aug in Auge dir,
Und drängt nicht alles
Nach Haupt und Herzen dir
Und webt in ewigem Geheimnis
Unsichtbar-sichtbar neben dir?
Erfüll davon dein Herz, so groß es ist,
Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist,
Nenn es dann, wie du willst:
Nenns Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut.

GRETCHEN: Das ist alles recht schön und gut;
Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein bißchen andern Worten.

FAUST: Es sagens allerorten
Alle Herzen unter dem himmlischen Tage,
Jedes in seiner Sprache:
Warum nicht ich in der meinen?


- aus Faust I, Zeilen 3426-3465





Um comentário:

  1. Die Gretchenfrage in German today

    die Gretchenfrage = crucial question, the 64,000-dollar question

    The term "Gretchenfrage" is used in modern German to refer to any crucial, essential question, usually a difficult or unpleasant one. The term comes from the Faust I passage above, in which Gretchen asks Faust a question she considers vital: "Glaubst du an Gott?" (Do you believe in God?) At the time Goethe wrote his Faust drama, religion (Christianity) and the Church were an important, accepted part of daily life, thus making the question even more significant.

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